Zeugnis Dmitrij Merkel

Wie Gott der Herr mein Leben verändert hat.

Als ich noch ein kleines Kind war, sehr oft lenkte ich spielend auf dem Gras oder im Sandkasten meine Aufmerksamkeit auf die Welt der kleinen Wesen: allerlei Insekten oder Ameisen. Alle sind beschäftigt, jeder geht seinen Weg… Und als ich das im Blick hatte, dachte ich mir: denn wahrlich bin ich für sie so riesig, dass sie sogar mich nicht sehen, da ihre Augen dazu nicht fähig sind, mit ihrem Blick solch ein großes Objekt wie mich wahrzunehmen. Ich dachte weiter: doch ich kann jeden ihrer einfach zerdrücken, verlegen oder in eine Pfütze werfen – ich kann mit ihnen alles machen.

Aber diese Gedanken führten mich in die ganz anere Richtung… Und wenn ich selbst auch für irgendjemand ein solch kleines Käferlein bin, und jener mit mir dasselbe tun könnte, was ich mit diesen Insekten tun kann? Wenn unser ganzer Planet einfach wie eine kleine Kugel bei JEMANDEN, der sehr groß ist, in seinem Zimmer auf einem Tisch liegt? Und danach bekam ich ein solches Gefühl, dass dieser JEMAND mich die ganze Zeit beobachtet… Ich fand es sehr interessant und zur gleichen Zeit unverständlich, weil ich diesen JEMAND nicht sehen und nicht anfassen konnte.

Später fing ich an allmählich heranzuwachsen und alle diese Kindergedanken waren vergessen. Als Kind hatte ich auch noch bestimmte Vorstellungen von Gut und Böse. Vielleicht waren sie durch meine Eltern geprägt, vielleicht durch jemand anders, ich weiß es nicht…

Aber auf der Straße, wo das allmähliche Streben zur Selbstständigkeit und zur Eigenbehauptung unter den Jugendlichen sich freisetzte, tat ihre Arbeit in mir. Und so vergaß ich ziemlich schnell, was gut und was böse heißt, vielmehr fand ich das Böse immer besser. So fing ich an, zu trinken, zu rauchen und nicht nur Zigaretten, sondern auch allerlei „Gräser“. Doch das alles befriedigte mich schließlich nicht mehr, vielmehr war es eine zeitweilige Ablenkung von der Realität.

Irgendetwas in meinem Inneren redete zu mir, meistens morgens, während es mir von dem Kater sehr schlecht ging… Vielleicht ist es schon genug? Wie tief willst du noch sinken? Halt!!!

Eines Tages habe ich mich entschieden, dass ich heiraten und ernster werden muss… Das war allerdings auch nicht der Lösung.

Von Kindesbeinen an hatte ich einen Traum – Autosport. Ich hoffte, dass die Beschäftigung mit Sport mir helfen würde. Ich dachte mir: nun habe ich es geschafft, ich habe den Lebenssinn gefunden, ich kann meiner Lieblingsbeschäftigung nachgehen: man schraubst an Rennautos, nimmt in Rennen teil, gewinnt Preise und bekommt noch das Gehalt dazu. Für mich war es ein Traum!!! Aber meine Frau hörte nicht auf, sich über mich zu beklagen, weil ich ständig „angeschwipst“ und manchmal sogar richtig betrunken nach Hause komme. Und eines Tages hat sie gesagt: » Wenn du nicht sofort mit dem Trinken aufhörst, so lasse ich mich von dir scheiden» Es klang echt und hat mich sehr berührt. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir schon unser erstes Kind. Ich liebte sie beide sehr stark, aber wusste nicht weiter, denn ich dachte, dass ich ein ganz normales Leben führte.

In der Zeit zwischen den Rennen habe ich in unserem Verein bei dem Reparaturen von Privatfahrzeugen gejobbt. Eines Tages kam uns einer unserer Stammkunde besuchen. Dieser junge Mann bewegte sich in sogenannten „kriminellen Kreisen“ und alle unsere Gespräche drehten sich meistens darum. Aber diesmal fing er mir und meinem Kollegen von Gott zu erzählen. Ich war schockiert… Am Ende unserer Unterhaltung hat er uns angeboten zur Kirche zu kommen. Ich antwortete, dass ich sehr beschäftigt sei und keine Zeit habe.

Seitdem begann etwas mit mir zu geschehen. Ich verlor meine Ruhe und bekam den Wunsch eine Kirche zu besuchen. Und als ich mich letztendlich dazu entschied, in die Kirche zu gehen, so fingen auf meinem Weg an, einige unüberwindliche Hindernisse zu entstehen: wie eine Geburtstagfeier, ein Freundestreffen oder eine Party. Viele Male hintereinander scheiterte mein Vorhaben, in die Kirche zu kommen. Dann fing ich an, zu verstehen: „dass etwas nicht stimmt, weswegen ich nicht aus diesem Kreis herausgerissen werden konnte.“ Als ich kurz darauf wieder zum Feiern eingeladen wurder, konnte ich „Nein!“ sagen. Stattdessen ging ich an jenem Sonntag in die Kirche.

Bald geschahen merkwürdige Dinge. Während ich die ersten Versammlungen besuchte und hörte mir die Predigten über die Sünde und die Buße an, so dachte ich: es ist nicht für mich.  Ein solcher bin ich doch nicht!!! Es ist für die anderen: die Drogensüchtigen, die Trinker oder die Banditen, aber nur nicht für mich.

Als ich jedoch damit begann, in der Bibel zu lesen und die Gottesdienste zu besuchen, mir die Predigten anzuhören, dann sagte etwas in meinem Herz: „Siehe, ist diese Sünde nicht in dir? Und diese hier? Handelst du nicht genauso falscht?“.

Somit wurde mein Ego „zusammengestutzt“ und ich verstand, dass wenn ich keine Busse tat, ich sterben würde. In meinem Gebet flehte ich Gott um Vergebung an. Kurz darauf wurde ich von Freude überschüttet. Rundherum sah die Welt ganz neu aus, mir kam es vor, als ob sogar die Farben sich geändert hätten. Und die Menschen waren plötzlich sympathisch und lieb.

Als der HERR mich berührte, kam mir die Erinnerung aus meiner Kindheit zurück, als ich die Käfer beobachtet habe und mich das Gefühl überkam, dass JEMAND mich die ganze Zeit beobachtet. Und diesen JEMAND erkannte ich schließlich – den Allmächtigen Gott.

Dmitrij Merkel, Jahrgang 1976, geboren in Russland, lebt seit 2002 mit seiner Familie (Frau und drei Kinder) in Deutschland.

In Hamburg dient er seit 2003 der Jüdisch-Messianischen Gemeinde „Adonai Zidkenu“. Im Jahre 2012 wurde er Leiter dieser Gemeinde.