Zeugnis Jakob Schechtman
Wie Gott mich zu Sich führte.
Beim Militär und dann im Alter zwischen 25 und 35 Jahren beobachtete ich die Suche meiner Kollegen nach Reichtum. Ziel aller Hoffnungen war das luxuriöse Leben: Wohnungen, Sommerhäuser, Garagen, Autos, ein Haus voller Wertgegenstände – für sich, die eigenen Kinder, für die Enkelkinder. Die Menschen hingen mit ganzem Herzen und ganzer Seele daran. Von den anderen wurden sie geehrt, fast angebetet. Sie wurden zum Vorbild und hatten viele Neider. Ich besaß keinen Reichtum und es war noch ein langer Weg zu Gott. Ich empfand aber nicht nur keinen Neid, sondern mir taten diese Menschen leid.
Ich konnte es mir selbst nicht erklären. Ich fand keine Antwort, aber es kam mir so vor, als hörte ich eine Stimme sagen: „Das ist kein Segen sondern ein Fluch.“ Dann starben diese Menschen, ohne die Frage beantwortet zu haben: „Wofür haben sie gelebt?“
„Aber was will ich vom Leben?“, fragte ich mich. „Freue dich an der Kunst, Musik, Malerei und an deiner Familie!“, beruhigte ich mich selbst kurzfristig. Im Alter zwischen 32 und 34 litt ich unter großer Todesangst. Ich dachte: „Wie schön sind die Musik, die Natur, die Malerei, der Wald, blauer Himmel und die Gemeinschaft mit Freunden. Aber all das verliere ich mit dem Tod.“ Ich konnte nicht mehr leben, ich quälte meine Frau und mich selbst mit der Frage: „Warum bedrängt mich diese Frage so unerbittlich?“ Trotzdem war es noch ein langer Weg zum Herrn.
Dann brach die Katastrophe von Tschernobyl über uns herein. Ich wurde sehr krank, hörte auf zu sprechen und zu essen. Die Schmerzen waren fast unerträglich. Ich, der leitende Musiker, wurde nach zwanzig Jahren vom Orchester entlassen. Die Zechkumpane verschwanden sofort, und ich verlor auch viele Freunde. Ich hatte keine Perspektive für eine Arbeit mehr. Fünfzehn Jahre Musikunterricht waren ausradiert. Ich war gezwungen, mein Instrument für wenig Geld zu verkaufen und täglich zwanzig bis dreißig Tabletten einzunehmen. Ich blieb allein. Ich wollte nicht zu meinen Eltern ins Schitomir-Gebiet (Ukraine) gehen, um ihnen meine Qualen zu ersparen. Heute verstehe ich, dass der Herr auf diese Weise, mich den Trotzigen und Ungehorsamen zu sich führte. Er nahm mir alles weg, damit nichts mehr zwischen ihm und mir stünde.
Ich bekehrte mich und kam nach Deutschland. Meine Krankheit ist fast geheilt. Alkohol bedeutet mir nichts mehr. Ich brauchte keine Wunderheiler oder Wahrsager dazu. Der Herr hat mich frei gemacht. Ich hörte auf, Schimpfwörter zu benutzen, auch in Gedanken. Das ist eine Krankheit, die viele ehemalige Militärangehörige haben und die nicht auszumerzen ist. Ich habe keine Probleme mehr, mit 20-jährigen oder mit alten Menschen Gemeinschaft zu pflegen, wie das in meiner Militärzeit der Fall war. Die Todesangst ist verschwunden, ich freue mich unbeschreiblich über jeden Sonnenaufgang und bin dankbar dafür, dass ich in meiner freien Zeit in der Bibel über Jesus lesen darf, obwohl es noch vieles gibt, was ich nicht verstehe. Dafür finde ich in jedem Propheten die Umrisse Jesu und ich freue mich darüber wie ein kleines Kind. Hier in Deutschland wurden auch die Kosten für die Behandlung meiner kleinen Tochter vom Staat übernommen, wofür wir sehr dankbar sind.
Heute empfinde ich jeden neuen Tag als neues Glück. Und so schreibe ich jetzt und freue mich darauf, am nächsten Morgen (so der Herr will) Ihm für einen neuen wunderbaren Tag danken zu dürfen.
Jakob Schechtman, Jahrgang 1951 (Ukraine), lebt mit seiner Familie seit 1994 in Hamburg. Er ist verheiratet, hat 3 Kinder und eine Enkelin. Er gründete eine messianische Gemeinde, die er bis heute selbstlos leitet.